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On Top Of A Mountain, Pt. II (Bird's Eye View)

Landscape Photography
On Top of a Mountain, Pt. II
(Bird's Eye View, 2022)
It Will Be Dark Soon Again (I must go)
„Weißt Du noch, wie du mir (...) gesagt hast, dass wir Fremde in der Welt sind? Bis ich Dich kennengelernt habe, habe ich gedacht, ich bin der Einzige, dem es so geht. Aber jetzt bin ich nicht mehr fremd. Jetzt… jetzt habe ich mich von der Welt befreit. Ich werde nicht mehr der Elias (…) sein, sondern viel mehr. Fliegen werde ich. Hinauf, hinauf. Immer hinauf. Bis ich endlich frei bin. Ganz frei.“
[Märzengrund, 2022]

(english below)

Einen Berg bin ich hinaufgestiegen, gestern. Von unten sah ich zu ihm hoch, stand selbst ganz klein an seiner Seite, überlegte mir, wo ich hinaufkäme, ein Weg für mich sein könnte. Dann schulterte ich meinen Rucksack und stieg rasch an seiner Flanke auf, bis ich vor einer Felswand stand, einem Wasserfall darin, die, viel steiler als erwartet, vor mir aufragte. Selbst, wenn ich sie hätte bezwingen können, ein Scheitern hätte ich wahrscheinlich mit dem Leben bezahlt. Ich überlegte für einen Moment, suchte schließlich, noch immer im Steilen aber nochmals ein wenig an Höhe verlieren, nach einem anderen Aufstieg. Eine Rinne unter einem Felsvorsprung fand ich, die das Wild, den Spuren nach, wohl vor mir schon unzählige Male begangen hatte. Wild, das ich ein wenig später weiter oben aufscheuchte, rasch eine Entschuldigung für mein Eindringen in ihr Reich murmelnd. Hinter einem Felsen, kaum in Hüfthöhe, suchte ich Schutz vor einem Schauer, nahm schließlich meinen Aufstieg wieder in Angriff. Ich stieg durch eine Senke, folgte an ihrer Seite im Steilen, zwischen Fels und Flechten, erneut einem Pfad, der kaum von Menschen stammen konnte. Dann, der letzte Anstieg, stetig und unbeirrt die Flanke hinauf, längst begleitet von starken Windböen und einem Ausblick im Rücken. Dort, über dem Hochland, ein steter Wandel von Licht und Wolken, zahlreiche Schauer darin. Am Rande dessen, weitere Berge, scheinbar aufgereiht um das Hochland einzurahmen, so als würde dort überhaupt alles ein Ende finden. Mein Blick, von hier bis zum Horizont. Oben angekommen, ein Sturmwind, der nahe der Kante, eine Steilwand darunter, fegte, so als wolle er mich davor zurückdrängen, vielleicht überhaupt wieder den ganzen Berg hinunterscheuchen. Ihm, tief geduckt für einen Moment trotzend bis mir mein Gesicht vor Kälte nur so brannte, fragte ich mich, ob ich mich nicht hineinfallen lassen könnte, er mich nicht prompt wieder hinauf, zurück auf Grat und Gipfel tragen würde. Vielleicht gleich des Falken, den ich hier, scheinbar schwerelos segelnd, gesehen und voller Ehrfurcht mit meinem Blick verfolgt hatte. Er, der mühelos und in Windeseile hunderte Meter hinab und hinaufgestiegen war, so als würde ihn nichts und niemand je an einem Ort halten können.

Ich wünschte, das Leben wäre öfter so zu mir. Auf einem Berg, alleine, das ganze Land weit unter mir. Landschaften, von hier bis zum Horizont. Schließlich, neben zahlreichen Regenbögen, die mich überspannten, Wolken, die mich zu verschlucken drohten, zuletzt auch ein Sonnenuntergang, der, seiner Schönheit und Himmelsfarben wegen, sprachlos machte und mich doch am liebsten vor Freude hätte laut jauchzen lassen. Doch, ich musste zurück, zumindest glaubte ich das. Zurück nach unten, und damit auf Anfang. Aber so, wie dort oben, wird es nie wieder sein. Und weil ich das wusste, wusste, dass es niemals besser werden würde, malte ich mir aus, dass ich nicht nach unten, sondern oben, zurück zum Grat wanderte. Dass ich, erst dort angelangt, die Arme höbe und mich, dem Falken gleich, hineinfallen ließe, um zu sehen, wohin mich der Sturmwind trägt. Vielleicht ja sogar noch weiter hinauf, immer weiter und weiter, weil mir erst einmal in der Luft, selbst dieser Berg zu nieder, alles Land darunter zu nah erschiene. Ich müsste steigen, höher und höher, bis ich mich von der Welt befreit hätte, die mich schon viel zu lange am Boden gefangen hielt.

2022/10/05, veröffentlicht 2023/02/05

- English -
Almost to the day two years after the first part of this series, I visited this area again. This time, I decided to switch mountains, and hike to the top of the one which was visible in Part I in near distance. I’ve never been on top of it before, but it turned out to be the right decision. The afternoon and sunset, with a savage wind, rainbows and a few heavy rains, was yet marvellous. For whatever reason, I had the whole mountain just for myself. The hike downwards in dusk was a special experience as well, walking cross-country, no one in sight at all.

On Top of a Mountain
Pt. I (2020) | Pt. II (2022)
(As impressive as this particular view was; the strong wind made it almost impossible to even stand here. Therefore, it's only a handheld single-exposure)
- Snapshots during the hike -
On Top Of A Mountain, Pt. II (Bird's Eye View)
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On Top Of A Mountain, Pt. II (Bird's Eye View)

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